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Berliner
Kongress und >>Ulcinj Frage<<
Im
Krieg mit der Türkei hat Montenegro am 20 1. 1878 Ulcinj erobert. Als in
San Stefan der Frieden geschlossen wurde, behielt die Türkei Ulcinj, und
Montenegro bekam Plav, Gusinje, die albanischen Dörfer Grude, Hoti, und
Kastrati, einen grösseren Teil des Skadar‑Sees und das Gebiet westlich von
Mrkojevici zum Meer. Europäische Grossmächte (Grossbritanien,
Deutschland, osterreichisch-ungarische Monarchie, Frankreich und Italien)
machten die Verordnungen des Friedensvertrages von San Stefan strittig und
organisierten im Sommer 1878 den Berliner Kongress, an dem auch die
Unterzeichner das San Stefan Friedenabkommens (Russland, Türkei,
Bulgarien, Serbien, Griechenland und Montenegro) teilnahmen. Auf dem
Kongress wurde beschlossen, dass dieerwähnten Orte Montenegro bekommt.
Otomanische Porte missachtete dies jedoch, was eine rege diplomatische
Aktivität in Instambul, Cetinje, Petersburg, Wien, London und anderen
Hauptstädte der Grossmächte zur Folge hatte.
Im Londoner Parlament tritt der Präsident Gladstone energisch auf und
verlangt, als Teil der britischen Politik die Verordnungen des Berliner
Kongresses einzuhalten Fast alle in Istanbul akkreditieren Gesandten der
Grossmächte wurden ausgetauscht ‑ dorthin wurden die einflussreichen
Persönlichkeiten geschickt. Die Briten ernennen den speziellen Gesandten
Gotchan, der schon zum Vizekönig von Indien erkoren worden war. Lord
Grenville, schreibt ihm anlässlich der Übergabe der Ermächtigung zur
Aufgabenkoordinierung mit allen Gesandtem der Grossmächte: »Ihre Majestät
die Königin geruhte Sie zu ihrem speziellen Gesandten bei der
Ottomanischen Porte zu benennen. Daraus ist es zu schliessen, was für
grossen Wert Ihre Majestät die Königin der Lage am Osten beimisst und dass
der Sultan sich in den persönlichen Beziehungen mit einem solchen
Staatsmann, der eine hohe Stellung im Parlament und in der britischen
Politik bekleidet, von den ernsthaften Absichten der Grossmächte bei der
Vollziehung der Verpflichtungen Montenegro und Griechenland gegenüber,
überzeugen kann ,<<, und etwas später schickt er ihm nach Istambul
folgende Warnung >>.... von der hohen Porte hat man energisch zu verlangen
sich kategorisch zu äussern, welche Massnahmen zur Vollziehung der an
Montenegro abgegebenen Ortschaften zu unternehmen sind. «
Statt dem Grossmächteverlangen zu genügen indem die Zarenarmee
die an Albanien übergebenen Positionen hatte reokkupieren sollen und sie
an Montegro zurückgeben müssen, wurde in Istambul das Kabinett Mahmut
Nedim-Paschas gestürzt. Grosser Wesir wurde Said‑Pascha, ein Anhanger der
britischen Politik, Verteidigungsminister Husein Husni‑Pascha, ehemaliger
Gouverneur von Skadar und Aussenminister Abedin‑Pascha, ein Albanier.
Dadruch komplzierte sich die Situation noch mehr. Der Sultan befiehlt
Abedin Pascha nach Abanien eine Proklamation zu schicken, dass >>wenn auch
nötig mit blutigem Widerstand jeder zu vereiteln ist, der versuchen sollte
nur einen Fuss auf den Boden der ihm allerliebsten Provinz Albanien zu
setzen.<<
Nach dieser
Verkündung wurde im britischen Parlament ein Territoriumtausch
beschlossen: Montenegro soll statt Hote, Grude und Kastarte jetzt Ulcinj
bekommen. Man wusste, dass im Falle einer Militäraktion in Montenegro
leichter vom Meeraus zu helfen ist. Merkwürdig, aber diesem Vorschlag hat
auch osterreich-ungarische Monarchie als dominierende Macht an der Adria
zugestimmt, obwohl sie auf dem Berliner Kongess gegen Montenegros Ausgang
ans Meer war und schweren Herzens die Stadt Bar an Montenegro abgab.
Dieser Vorschlag ging als gemeinsame Note ab, und wurde der Porte 26.
6.1880 übergeben. Der Sultan war ausser sich und da er sich der bedeutung
von Ulcinj bewusst war, verwarf er die Note. DerTürkische Hof, eine
Militärintervention befürchtend, verbreitet das Gerücht, dass der Sultan
verückt geworden ist.« Dem montergrinischen Vertreter wurde gleichzeitig
vorgeschlagen, dass Montenegro innerhalb eines Monats eine finanzielle
Entschädigung für die strittigen Territorien geltend macht. Dieses Angebot
beleidigte aber Montenegro. Die diplomatischen Beziehungen mit der Türkei
wurden unterbrochen der Gesandte Gavro Vukovic zurückgeholt. Grossmächte
üben auf Porta ständigen Druck aus, der Sultan erklärt sich auch offiziel
zum Umtausch bereit, doch gleichzeitig verschifft er Kriegsausrüstung und
die Armee nach Ulcinj.
Der energische Gladstone schlägt vor, dass die Grossmächte
»solidarisch eigene Seeskaders in die Nähe von Ulcinj entsendet.<< Dieser
Vorschlag wird den Grossmächten, bis auf Bismarck, angenommen. Als ihn
aber Gladstone warnte dass >>wenn seine Flagge in der Armada fehlen sollte
er nicht mit einem europäischen Konzern zu rechnen brauche,<< stimmte auch
Bismarck zu.
So erreichte die kombinierte Flotte den Dubrovnik‑Hafen Gruz.
England, Frankreich, Italien und die osterreich‑ungarische Monarchie
schickten, wie auf eine Parade, ihre besten Schiffe und Russland und
Deutchland kleinere Kriegsschiffe. Die Flotte zählte 37 Schiffe. Die
Schiffe wurden mit 550 Kanonen ausgerüstet, unter welcher auch eine grosse
Anzahl der Kaliber 250 und 180 mm Granatengewicht 600 und 400 kg war.
Armadakomandant ist der englische Admiral Seymoor. Etwas später verlegte
die Flotte ihren Standort nach Boka Kotorska in der Nahe von Ulcinj. An
einem der französischen Schiffe war auch Offizier‑Dichter Pierre Loti, der
durch die Schönheit einer jungen Frau aus Boka Kotorska inspiriert, ein
Gedicht über sie schrieb.
Türkei hat, trotz dieser Demontrationsmacht, mit Übergabe von
Ulcinj gezögert und die montenegrinische Armee hat vergeblich an den
Zufahrten nach Ulcinj gewartet. Die Hartnäckigkeit des Sultans Hamid in
der Ulcinj Frage hat die sonst so gelassenen Engländer aus der Fassung
gebracht, dass die Flotte den Befehl bekam nach Piräus in Griechenland
aufzubrechen und sich fur die Invasion auf einem der grössoren, türkischen
Häfen bereitzuhalten. Gleichzeitig beschäftigt die Ulcinj-Frage die
europäische Presse, die angesehenen Persönlichkeiten und die
Öffentlichkeit im allgemeinen sehr, die die Entschlossenheit der
Grossmachte noch mehr unterstreichen. Auf die Initiative von Lord
Grenville reicht der englische Gesandte Gotchan zusammen mit anderen
Grüssmachte vertretern der Porta eine ultimative Kollektivnote ein: »Hohe
Porta hat dem Montenegro Ulcinj mit dem ganzen Distrikt bis Bojana
ordnungsgemäss, ruhig und widerstandslos am 15 November zu übergeben.
Sollte dies nicht geschehen, wird die gemeinsame Flotte, die sich an
diesem Tage in der Bucht Burnaba bei Smyrna befinden wird, den Hafen
Smyrna einlaufen und die Stadt einnehmen. Sie wird jegliche Macht an sich
reissen sich alle Einkunfte der Stadt aneignen und über diese verfügen,
von denen Montenegro seinen ihm rechtlich zustehenden Teil zu bekommen
hat. Sollte die Hohe Porta auch dadurch nich überzeugt werden können wird
im äusserslen Fall noch Salonikki gewaltsam besetzt.<< Dieses Ultimatum
war für die Porta sehr schwer, zumal dieses Vorgehen der Grossmächte als
Beginn fur auch die damals nicht geregelten Fragenin Jermenien
Griechenland und anders angewandt hätte werden können.
Sulten Hamid der sich so in schwieriger aber unumgänglicher Lage
fand, löste 'Skadar's Veli Riza-Pascha, als hartnäckigsten Widerständler
der Ulcinj‑Überabe, ab. Er schickte dorthin den ruhigen und
einflussreichen Muschier Derwisch-Pascha mit vier Tausend Soldaten (nizami),
der aus Skadar nach Ulcinj mit einer etwas kleineren Armee ankam, um das
Verfahren der Übergabe der Festungen (sancevi) in der Umgebung von Ulcinj
(an Bojana, Mozura und Meterizi) und auch der Stadt Ulcinj vorzubereiten.
Montenegrinische Armee unter Komandatur des Herzogs Bozo Petrovic
(zwei Betailons) kam in Mrkojevici an und nach den gemachten
Vorbereitungen wurde nach Ulcinj Herzog Simo Popovic, welcher schon zum
Gouverneur das montenegrinischen Küstenlandes mit Sitz in Ulcinj ernannt
war, geschickt. Popovic mit 600 Soldaten unter Komandatur Petar Stankovic
übernahm alle Festungen, die Stadt Ulcinj und »Distrikt bis Bojana« Am 30.
11. 1880 wurde Ulcinj endlich nach langer diplomatichen Hin und Her der
Grossmächte und Manege mit der Turkei und einer, bis dahin nicht gesehener
Armadademonstration, dem Fürstentum Montenegro angeschlossen.
Bis zu dem Zeitpunkt hat sich Montenegro vergeblich nach
Ausgang zum Meer, Entwicklung eigener Seefahrt und Mediteraner
Landwirtschaft gesehnt. Fürst (Knjáz) Nikola der Erste war von seinen
Militär und Diplomatierfolgen so begeistert, dass er das Gedicht >>Die
Vermählung des Meeres mit Montenegro<< schrieb. Hier ein Vers als
Kostprobe:
»Sei gegrusst Du
glatte,
ach, Du
bleiernder Wiesenflussigkeit
Du
riesige Raumflache
Unser
Wunsche seit
Ewigkeit...<<
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Shaban Burri
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